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Der Bergbau ist in Marokko fast unbekannt, obwohl an vielen Stellen reiche Lager
an Erzen, besonders Kupfer, nachgewiesen sind. Eist in letzter Zeit haben europäische
Gesellschaften die Erlaubnis erhalten, Bergwerke anzulegen. Das Gewerbe steht noch
auf niedriger Stufen Es erzeugt Seiden- und Wollengewebe, Teppiche, Metall-
und Töpferarbeiten und feines Leder aus Ziegenfellen (Maroquin und Saffian nach
den Stadien Marokko und Saffi). Die früher in Fes bedeutende Herstellung der nach
dieser Stadt benannten roten Mützen ist fast ganz eingegangen.
Der Binnenhandel leidet unter dem Mangel aller neuzeitlichen Verkehrsmittel
Es gibt weder Telegraphen, Eisenbahnen, noch Kunststraßen. Die Wege sind nichts weiter
als von Tieren und Menschen ausgetretene Pfade. Brücken sind selten. Man muß die
Flüsse durchwaten, und wo das nicht möglich ist, benutzt man Fähren, die von aufgeblasenen
Hammelbälgen über Wasser gehalten werden. Die Beförderung der Waren geschieht aus-
schließlich durch Kamel- und Maultierkarawanen. Der Außenhandel ist gering, aber
infolge des Einflusses, den Europäer in letzter Zeit im Lande gewonnen haben, in den
letzten Jahren rasch gewachsen. Der Gesamtwert der Aus- und Einfuhr betrug 1911
142 Mill. Mk. (A. 67, E. 75). Ausgeführt werden insbesondere Gerste, Felle, Häute,
Wolle, Datteln, Hülsenfrüchte und Eier. Deutschland war in dem genannten Jahre mit
13,9 Mill. Mk. an der Ausfuhr, mit 6,2 an der Einfuhr beteiligt.
Der Staat. Marokko war bis 1912, wo es in französischen Besitz kam,
ein selbständiges Reich, der letzte Rest der sich einst über ganz Nordasrika er-
streckenden Araberherrschaft. Sein Bestehen verdankte es nicht eigner Kraft,
sondern wie die Türkei der Eifersucht der europäischen Großmächte, von denen
keine der andern den fetten Bissen gönnte. Schon 1910 wollte sich Frankreich
Marokko aneignen, mußte aber dann auf Beschluß der Konferenz von Alge-
sir a s seine Hand wieder zurückziehen. 1911 ließ es unter dem Vorwand, seine Unter-
tanen schützen zu wollen, abermals Truppen einrücken. Deutschland erhob
Einspruch, indem es den Kreuzer „Panther" nach Agadir schickte, ließ sich aber
dann im sog. Marokkovertrag vom 4. Nov. 1911 mit der Abtretung eines
Streifens von Französisch-Kongo abfinden (s. Kamerun), und da keine andere
Macht widersprach, konnte Frankreich das Scherisenreich in der Form der „Schutz-
Herrschast" seinen übrigen Besitzungen in Nordafrika angliedern.
Über die Zustände, wie sie bisher in Marokko bestanden, sei noch folgendes mitgeteilt.
Der Sultan oder Kaiser besaß unumschränkte Macht, war zugleich geistliches Oberhaupt
(Scherif) und galt als Nachfolger des Propheten. Zum Zwecke der Verwaltung war das
Land in Bezirke eingeteilt, an deren Spitze je ein Kaid stand, der auch die richterliche
Gewalt ausübte. Doch erstreckte sich die Macht des Sultans in Wirklichkeit noch nicht
über die Hälfte des Landes. Große Gebiete, vor allem die Gebirgsgegenden, waren tatsächlich
unabhängig und erkannten den Herrscher höchstens als religiöses Oberhaupt an. Welche
grauenvolle Willkürherrschaft im Lande bestand, davon entwirft Th. Fischer folgende Schilderung:
„Der Dorffchech schindet seine Bauern, um sich zu bereichern; hat er sich vollgesogen,
so fällt er dem Kaid zum Opfer, der seinerseits über kurz oder laug, wenn ein andrer
für seine Stelle mehr bietet oder die freiwilligen Geschenke, die er dem Sultan und seiner
Umgebung alljährlich bringen muß, nicht groß genug erscheinen, unter irgend einem
Vorwande an den Hof befohlen, seiner Schätze beraubt wird und im Kerker verschwindet.
Tie Sultane ihrerseits endigen meist durch Gift. Nur derjenige, der gar nichts hat, ist
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Frankreich
Marokko
Extrahierte Ortsnamen: Marokko Marokko Deutschland Marokko Nordasrika Alge- Deutschland Agadir Kamerun Frankreich Nordafrika Marokko
37
8) Europa steht in Ansehung seines Produktenreich-"
thums den übrigen Erdtheilen nach, und hat die meisten
und schönsten seiner Erzeugnisse anderen Gegenden, nament-
lich Asien, zu verdanken, von wo sie nach Europa veiv
pflanzt und einheimisch gemacht worden sind.
9) Getreide wird besonders in den Tiefebenen in
großer Menge gewonnen. Das mehrste Getreide liefern
Rußland, Polen, Ungarn und Deutschland. Den besten
Flachs erzeugt Rußland, Baumwolle Spanien und
Griechenland. Der Obstbau gehört besonders Frankreich
und Deutschland an; Südfrüchte gedeihen ohne Pflege
in Portugal, Spanien, Italien und Griechenland. Den
besten Wein liefern, außer den südlichen Ländern, Frank-
reich, Deutschland und Ungarn. Einige Gegenden haben
Mangel an Holz, in andern beherbergen die dichten Wal-
dungen Baren und Wölfe; Elen- und Rennthiere,
Eisbären und Steinfüchse, Zobel und Hermeline
sind im Norden, Gemsen auf den Alpen, Karpathen und
Pyrenäen, und Auerochsen in Polen und Rußland zu
Hause. Die Rindviehzucht ist am bedeutendsten in
Holland, der Schweiz, Dänemark, Polen und Ungarn.
Wolle liefern Portugal, Spanien, England und Deutsch-
land. Die Seefischerei liefert Thun-, Stock- und Wall-
fifche, Häringe und Sardellen. Von Metallen findet
man das meiste Gold in Ungarn und Rußland, Silber
im Erzgebirge, Kupfer und Eisen in Scandinavien,
Rußland und Deutschland; Zinn nur in England und
Böhmen, Blei in Schottland und Quecksilber in Spa-
nien und im Oesterreichischen.
10) Unter allen Erdtheilen ist Asien ausgezeichnet
durchs den Reichthum seiner Produkte. Namentlich bringt
der südliche Theil edle Gewächse und schöne, kräftige Thiere
in großer Mannigfaltigkeit hervor. Wir bemerken an Pflan-
zen: Brotfrüchte, Sago, Kaffee, Thee, Kokosnüsse, Zucker,
Gewürznelken, Muskatnüsse, Zimmt, Pfeffer, Ingwer, In-
digo, Gummi, Oliven, Rhabarber, Weihrauch, Aloe, Obst
und edle Früchte; an Thieren: Affen, Schuppenthiere, Zo-
bel, Robben, Seebären, Löwen, Tiger, Panther, Luchse,
Kameele, Antilopen, Elephanten, Nashörner, Pfauen,
Perlhühner, Pelikane, Schildkröten, Schlangen u. a. m;
an Mineralien: Edelsteine, Gold, Silber, Eisen, Kupfer,
Zinn u. s. w.
11) Afrika zeigt zwar einen großen Reichthum, aber
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Extrahierte Personennamen: Zobel
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Polen Ungarn Deutschland Spanien Griechenland Frankreich Deutschland Portugal Spanien Italien Griechenland Deutschland Ungarn Polen Holland Schweiz Dänemark Polen Ungarn Portugal Spanien England Ungarn Deutschland England Schottland Oesterreichischen Afrika
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
52 Deutscher Handel am Ausgang des Mittelalters.
Diese Einrichtung wurde selbst noch nach dem dreißigjährigen Kriege festgehalten. Was nicht verkauft wurde, mußte einem Frankfurter Kaufmanne überlassen werden, von welchem es der Hamburger wieder zurückkaufte, der es nun, als in Frankfurt gekauft, weiter führte, meistens wohl mit Frankfurter Fuhrgelegeuheit. Es war dies allerdings nur ein Scheinkauf, denn der Hamburger zahlte, außer den Niederlags- und Umladegebühren, eigentlich dem Kaufmauue iu Frankfurt nur eine Provision. Allein für Frankfurt war dies immer ein großer Vorteil, weil sie gezahlt werden mußte, und es läßt sich wohl denken, daß die Hansestädte sich bald über feste Sätze mit den Frankfurtern geeinigt haben, um jeder Überteuerung vorzubeugen. Schon früh scheint inan auch den, wenigstens später allgemein eingeschlagenen Ausweg ergriffen zu haben, einen Frankfurter Kaufmann als Faktor eines Hamburgschen, Lübeckschen rc. Hauses zu ernennen und zu besolden, einen in der Sprache des Mittelalters sogenannten „Leger", der die Breslauer Waren als Eigentum behandelte und anerkannte, auch wenn er sie uicht bezogen hatte, und im Interesse jenes Hauses weiter beförderte. Dieser Ausweg wurde, obgleich gewiß schou lange benutzt, als eine Begünstigung zwischen den Städten Frankfurt und Breslau im Jahre 1646 gesetzlich anerkannt.
9. Deutscher Handel am Ausgang des Mittelalters.
(9zach: Job. Janssen, Zustände des deutschen Volkes am Ausgange des Mittelalters.
Freibnrg. 1878. S. 353—366.)
J)ie Hansa erreichte ihre höchste Blüte als Handelsmacht im 15. Jahrhundert. Ihr Handelsgebiet erstreckte sich damals über Rußland, Dänemark, Schweden und Norwegen, England und Schottland, Frankreich, Spanien und Portugal, das Innere Deutschlands, Littanen und Polen. Rußland und der skandinavische Norden wurden noch vollständig von den Hanseaten beherrscht, und England befand sich bis zum Schlüsse des Jahrhunderts in Sachen des Handels Deutschland gegenüber in demselben Verhältnis, in welchem sich gegenwärtig Deutschland zu England befindet.
Unter den hanseatischen Städten nahm z. B. Danzig eine wahre Weltstellung ein. Seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts stand der dortige Handel mit allen Ländern, welche im Bereiche des hanseatischen Seeverkehrs lagen, von Lissabon im Westen bis nach Nowgorod und Finnland im Osten, in unmittelbarem Verkehr und eröffnete sich außerdem nach Littanen, Polen und Ungarn besondere Wege. Aus den skandinavischen Reichen holten die Kaufleute namentlich Eisen, Kupfer, Pelzwerk, Fischwaren, Pech, Harz, Teer und verschiedene Holzarten und führten dagegen unter anderem feine wollene Tücher, Seidenwaren, Sammet, Metall-waren, Roggen, Weizen, Flachs, Hanf, Hopfen, Öl, rheinische und spanische
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Extrahierte Personennamen: Janssen
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Niederlags- Frankfurt Frankfurt Frankfurt Breslau Schweden Norwegen England Schottland Frankreich Spanien Portugal Deutschlands Polen England Deutschland Deutschland England Danzig Lissabon Finnland Ungarn
240
waren alle Küstenprovinzen Brasiliens von Bahia bis zur Mündung des
Amazonenstroms in den Händen der Holländer.
Während die Niederlande im Mittelalter einen Zwischenmarkt bil-
deten, nahmen jetzt Eigenhandel und direkter Seeverkehr, Aus- und Ein-
fuhr die erste Stelle ein. Holland wurde für Europa die größte Nieder-
lage der indischen Produkte und verführte dieselben auf seinen Schiffen
nach den verschiedenen Ländern. Der ergiebigste Theil des nordischen
Handels war der mit Rußland, wohin die Holländer Manufaktur- und
Kolonialwaren brachten und dagegen Bauholz, Pech, Thran, Segeltuch,
Hanf und Talg holten. Mit Polen betrieben sie über Danzig ein sehr
ergiebiges Getraidegeschäft, und Holland war lange Zeit die erste Nie-
derlage von Getraide für ganz Europa. In den skandinavischen
Reichen traten die Hollänoer an die Stelle der Hansa, ohne jedoch
ein ebenso drückendes Monopol auszuüben. Dänemark stellte in dieser
Zeit sein vermeintliches Recht aus den Sundzoll fest, und die Hollän-
der trifft die Verantwortung, es zuerst durch einen Staatßvertrag (1645)
anerkannt zu haben. In England gewannen die Holländer, was unter
der Königin Elisabet die Hansen verloren. Die Engländer vernachlässig-
ten über der Bildung der Kriegsflotte die Handelsmarine. Wie mächtig
sich auch die Stellung Englands im europäischen Staatensystem ent-
wickelte, sein Beruf für den Welthandel lag noch sehr im Keime, und
der Handel und die Schifffahrt der Engländer machten erst um die Mitte
des siebzehnten Jahrhunderts sich frei von der Überlegenheit Hollands.
Auch die französischen Produkte und Fabrikate gingen, wie früher
nach Brügge und Antwerpen, so jetzt nach Amsterdam, um gegen nor-
dische und indische Waren ausgetauscht zu werden. Die Spanier, ohne
eigenen Verkehr mit dem Nordosten Europa's, kauften eine Menge von
Kriegsbedürfnissen und Schiffsbaumaterial, Holz, Eisen, Leder, Getraide,
Hans u. s. w. von den Holländern, und die strengsten Verbote der Re-
gierungen in Madrid und Brüssel vermochten das nicht zu verhindern.
Holland hatte dabei einen doppelten Nutzen, den einen als Handels-
gewinn, den andern als Siegesbeute. Mit Italien, den Ländern
am Mittelmeer und der Levante erweiterte sich der Handel der
Holländer. Wenn sonst die Flotten Venedigs und Genua's beladen mit
den indischen Produkten nach Brügge und Antwerpen kamen, so waren
es jetzt die Holländer, welche von Amsterdam dieselben Produkte auf
ihren Schiffen jenen Städten zuführten. Der Handel war geblieben, nur
die Rollen hatten gewechselt. Der Orientale in Konstantinopel, Smyrna,
Alexandrien und Aleppo bezog Pfeffer und Zimmt, Indigo und Sal-
peter, Perlen und Mousseline, Kupfer und Stahl schneller und wohlfeiler
auf dem Wege einer halben Erdumsegelung, als in direkter Einfuhr vom
Erzeugungsland. Der Hauptplatz des holländischen Levante - Handels
war S m y r n a.
Alle bisher bemerkten Wege des holländischen Handels wurden vor-
zugsweise zur See verfolgt. Um daß Bild zu vollenden, bedarf es noch
der Darstellung desjenigen holländischen Handels, welcher zu Lande oder
auf Flüssen betrieben wurde, und dieser Handel ist der mit Deutsch-
land. Auch dieser ging von Brügge und Antwerpen auf Holland über,
und zwar um so leichter, da der Hauptfluß Deutschlands, der Rhein,
zu den holländischen Seehäfen führte. Als die Hansa und die ober-
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Extrahierte Personennamen: Dänemark Elisabet Hans
Extrahierte Ortsnamen: Brasiliens Bahia Niederlande Holland Europa Danzig Holland Europa England Englands Hollands Antwerpen Amsterdam Europa's Madrid Holland Italien Venedigs Antwerpen Amsterdam Konstantinopel Smyrna Aleppo Antwerpen Holland Deutschlands Rhein
582
Tuchmacher aus England kommen, und die portugiesischen Manufaktu-
ren blühten so schnell empor, daß man bereits wenige Jahre nachher
(1684) die Einfuhr fremder Tuche verbieten und den innern Markt so-
wie die Kolonien mit dem nationalen Fabrikat versehen konnte. Eng-
land, für dessen Tuche Portugal ein vorzüglicher Markt gewesen war,
sah ärgerlich dieser Wendung der Dinge zu. Als im spanischen Erb-
folgekriege Portugal, welches sich zeither auf Frankreich als eine feste
Stütze gegen Spanien verlassen hatte, sich in die Arme Englands warf,
gelang es dem englischen Gesandten in Lissabon, Me thuen, einen
Vertrag mit Portugal abzuschließen (1703). In diesem verpflichtete sich
Portugal, alle englischen Wollenstoffe zu dem Einfuhrzoll, wie er vor
1684 bestanden hatte, zuzulassen, wogegen England die portugiesischen
Weine um ein Drittheil niedriger im Zoll, als die Weine anderer Län-
der zuzulassen versprach. Dieser Methuenvertrag hatte für Portu-
gal die nachtheiligsten Folgen. England, welches für seine Fabrikate
ein Privilegium erhielt, bewilligte seinerseits Nichts, weil es die franzö-
sischen Weine, die mit den vortugiesischen konkurrirten, bereits mit einem
Zoll belastet hatte, seit Frankreich keine Tuche mehr aus England bezog.
England schickte anfangs nur Wollenwaren, bald folgten alle an-
dern Fabrikate seines sich gewaltig entfaltenden Gewerbfleißes. Es baute
Portugal seine Schiffe für die Fahrten nach den Kolonien, lieferte Pro-
viant und Kriegsmunition. England trieb den Geldhandel Portugals.
Englische Häuser, in Lissabon etablirt, beherrschten den Binnenverkehr.
Sie empfingen die englischen Waren und vertheilten sie an Kaufleute in
den Provinzen. Engländern gehörten in der Regel die nach Brasilien
abgehenden Flotten und somit auch die Reichthümer, welche sie zurück-
brachten.
So bot Portugal um die Mitte des 18. Jahrhunderts den traurig,
sten Anblick dar. Da schien plötzlich mit Pombal der Retter zu kom-
men. Pombal erkannte die Ursachen der verzweifelten Lage Portugals:
kirchliche Tyrannei von Rom, weltliche von England, Trägheit und
Unwissenheit, Bigotterie und Hochmuth in allen Klassen, daher die Un-
produktivität jeder Nationalarbeit, das Elend und die Verarmung. Hier
zu helfen, mochten durchgreifende Mittel erforderlich sein und die Ver-
treibung der Jesuiten, die oft grausame Demüthigung des Adels sich
rechtfertigen. Aber Pombal begnügte sich nicht, dem Lande eine neue
Verfassung, Gesetzgebung und Verwaltung zu geben und die Anstalten
zu treffen, um sein Werk auf natürlichem Wege zur Reife zu bringen.
Mit einemmal sollte es frei, reich und groß werden, und zwar, wie er
es sich dachte, nach seinem Ermessen und Befehl. Pombal bestimmte
diktatorisch, welchen Gebrauch der Unterthan von seinen Kräften, seinem
Kapital und den Produkten seines Fleißes zu machen und nicht zu
machen habe. Er wollte rasch die Industrie, den Wohlstand und die
Kultur seines Landes heben. Ihm wurde des Weines zu viel und zu
zu wenig Getraide gebaut. Nun sollte Getraide auf einem Boden ge-
wonnen werden, der nur Wein zu liefern im Stande war. Weinberge
wurden ausgerottet, die ausgerotteten Weinberge blieben aber ödes
Land; der Ertvag an Getraide blieb derselbe, aber der Weinertrag nahm
bedeutend ab. Der allmächtige Minister machte die Entdeckung, daß
die Seide nicht gut gesponnen werde. Nun wurden Spinnerinnen aus
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Extrahierte Personennamen: Hochmuth
Extrahierte Ortsnamen: England Portugal Portugal Frankreich Spanien Englands Lissabon Portugal Portugal England England Frankreich England England England Portugals Lissabon Brasilien Portugal Portugals Rom England
198
Beziehungen zu Italien sind auf die Bildung der Franzosen nicht
unwirksam gewesen. Von ihnen rühren der ausgebildete Formensinn,
der seine Geschmack und das ästhetische Urtheil her, welches die Fran-
zosen seitdem in allen Industriezweigen auszeichnet. Die bevorzugte
Stellung, welche Franz 1. den Frauen gab, die glänzende Hofhaltung,
wo der Luxus als eine Kunst angesehen wurde, die Uebersiedelung meh-
rerer Prinzessinnen aus dem Hause der Mediceer, das alles war von
Einfluß auf die Bildung und den Charakter der Franzosen. Aus Italien
kamen die mit der Kunst verwandten Gewerke nach Frankreich, wie Bi-
jouterie, Erzgießen, das Schleifen und Schneiden der Steine, Kristall-
und Spiegelfabrikation, Wachßbossiren, künstliche Blumen, Tapeten,
Kupferstich und Seidenweben und Sticken. Die ersten italienischen Sei-
denweber ließen sich 1521 in Frankreich nieder. Die rohe Seide kam
aus Italien und dem Orient. Der Verkehr mit dem Orient, ins-
besondere mit der Türkei, wurde durch die freundschaftlichen Beziehungen,
in welche Franz I. zu der Pforte trat, außerordentlich begünstigt. In
der lebhaftesten Verbindung stand Frankreich in der ersten Hälfte des
sechzehnten Jahrhunderts mit den Niederlanden, wo nach Salz, Wein,
Oel, Südfrüchten, Papier, Linnen, Hüten und gewissen Sorten von
Tuchen stete Nachfrage war. Die Ausfuhr von Bordeauxweinen war
sehr alt, sie nahm seit dieser Zeit außerordentlich zu, zumal nach dem
Nordosten. Nach Spanien schickte Frankreich Getraide. Von einer
Rhederei und Handelsmarine waren außer den Fischereien in der Bre-
tagne und Gaskogne nur schwache Anfänge vorhanden. Die Hansen
und die Niederländer im Norden und die Italiener im Süden versahen
den Frachtverkehr.
Während der Bürger- und Religionskriege, welche Frankreich von
1540 —1589 verheerten, sanken Handel und Gewerbe. Zu der prote-
stantischen Lehre traten besonders Kauf- und Gewerbsleute über. Es
sprach sich darin der Drang aus, mit Hülfe deß religiösen Glaubens die
Bildung eines dritten Standes durchzusetzen. Daher galten die Huge-
notten nicht nur als Ketzer, sondern auch als politisch gefährliche Leute.
Handel und Verkehr wurden durch Verordnungen der Regierung be-
schränkt. Auch der Landmann unterlag fast den Frohnden und Abgaben,
welche sein Grundherr mit unerbittlicher Strenge eintrieb. Schlimmeren
Mißbrauch der Lehnsgewalt hat kaum ein anderes Land erfahren. Mit
einem habgierigen Adel theilte eine habgierige Geistlichkeit. Frankreich
war öde und verwüstet, schwach und erschöpft, als mit Heinrichs Iv.
Thronbesteigung ihm Ruhe und Versöhnung wiederkehrte. Dieser vor-
treffliche Fürst und sein ebenso vortrefflicher Minister Sulli wendeten
ihre ganze Kraft darauf, den Ackerbau emporzubringen und dem Bauern-
stand einige Selbständigkeit zu geben. Die unverständigen Verordnungen
der Vorgänger wurden aufgehoben, die Ausfuhr des Getraides wieder
erlaubt und ein zweckmäßiges Grundsteuersystem eingeführt. Man be-
lohnte landwirthschaftliche Verbesserungen und brachte den inneren Ver-
kehr der bisher getrennten Provinzen durch Aufhebung vieler Binnenzölle
in Gang. Die Zunahme des Verbrauchs von Seideriwaren veranlaßte
den König, den im mittäglichen Frankreich errichteten Fabriken den Rohstoff
im Lande selbst zu liefern und auf die Anpflanzung von Maulbeerbäumen
eine Million Franks zu verwenden.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Franz_I. Heinrichs Sulli Franks
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Frankreich Frankreich Italien Orient Frankreich Niederlanden Spanien Frankreich Frankreich Frankreich
3s4
Die veränderte Richtung des Welthandels.
^Lie oben kurz gesagt worden ist, ging vor Zeiten der Weg der Maaren
von Ostindien zu Land über Asten nach Konstantinopel, Smyrna und Alexan-
drien, wo ste von den Venetianern, Genuese^ und andern Italienern abgeholt
wurden. Von hier gingen sie nach den süddeutschen Starten Ulm, Augsburg,
Nürnberg u. s. w. welche ste nach Polen, Ungarn, Rußland, Schweden, Däne-
mark, England versandten, wobei die Hanseaten die Vermittler waren) umgekehrt
sandten diese die Erzeugnisse des Nordens, Pelzwerke, Häute, Eisen und Stahl,
Fische u. s. w. nach Italien) deutsche Leinwand war ein Hauptartikel, der nach
Süden und dem Morgenlande ging, wie deutsche Wollenwaare nach den nörd-
lichen Ländern. Der Kunststeiß der deutschen Städte wurve nicht durch die neuen
Entdeckungen ruinirt, das geschah erst im folgenden Jahrhundert durch den
dreißigjährigen Krieg, wohl aber der einträgliche Zwischeichandel mit Italien
und den nordischen Staaten) wie Venedig sank, so sank auch der Handel der
deutschen Städte im Süden und der Hansa im Norden, welche durch Dänemark
und besonders durch England den Todesstoß erhielt. Ueberdieß lieferte der neue
Erdtheil wieder eine Menge Produkte, welche Deutsche und Italiener erst aus
zweiter Hand erkauften, also auch in dieser Beziehung den seefahrenden Nationen
zinsbar wurden) man denke nur an den Tabak, Thee, Indigo, Cochenille,
Kaffee und Zuckerrohr, welche in Weftindicn bald einheimisch wurden, an die
verschiedenen Arzneipflanzen und Gewürze, Holzarten, Pelzthiere) an die Baum-
wolle, welche die deutsche Leinwand verdrängt hat u. s. w. Die Colonien in dem
neuen Erdtheile wie in Ostindien waren für die Deutschen ein verschlossenes
Haus, und selbst welche zu gründen, dazu fehlte es eben so sehr an Einsicht als
Muth; andern Nationen schloß sich der Erdkreis auf, und den Deutschen wurde
er verriegelt.
Vermehrung des edlen Metalls.
Der Verkehr mit Ostindien und besonders mit Amerika brachte in kurzer
Zeit eine Masse edlen Metalls nach Europa, wodurch der Werth des Geldes
bedeutend herabgedrückt wurde. Unsere Vorfahren hatten viel weniger Geld,
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Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Konstantinopel Smyrna Augsburg Nürnberg Polen Ungarn Schweden England Italien Italien Venedig Dänemark England Weftindicn Ostindien Ostindien Amerika Europa
affe Helden des Alterthums hochgepriesener Monarch nach Europa zurück, wo ihn bereits neue Händel erwarteten.*)
Dritter Krieg mit Franz I. — Während Karl in (ftifa so rühmlich für die gemeinschaftliche Sache der Christenheit kämpfte, pflog sein Nebenbuhler, der König Franz, die innigste Verbindung gerade mit dem größten Feinde der Christenheit, dem türkischen Sultan, und munterte ihn auf, in Ungarn und Deutschland einzufallen. Auch die Protestanten in Deutschland suchte er gegen den Kaiser aufzuwiegeln und stellte sich deshalb, als ob er ganz ihre Neligionsanfichten theile. Jedoch diese traueten dem falschen Ausländer nicht, der ihre Glaubeus-Oenossen in Frankreich auf das Heftigste verfolgte; und sie konnten nur einen Monarchen verachten, welcher, der allerchristlichste genannt, mit dem türkischen Sultan gegen das Oberhaupt der Christenheit und den Beschützer der von ihm selbst verehrten römischen Kirche sich förmlich verband. Nur Mailand war der Zielpuukt feines Strebens, und kein Mittel schien ihm zu unheilig, dieses Land dem Kaiser zu entreißen. Im Jahre 1536 fing er deshalb einen neuen Krieg an. Karl, der seinen heimtückischen Gegner nicht aus den Augen gelassen hatte, flog schnell aus Afrika herbei und fiel in Frankreich ein. Schon war er bei Marseille siegreich vorgedrungen, als er nach vergeblicher Zweimonatlicher Belagerung aus Mangel an Lebensmitteln und wegen Krankheiten in feinem Heere sich mit Verlust über die Alpen zurückziehen mußte. Durch Vermittelung des Papstes kam
*) In demselben Jahre (1535), in welchem Karl Tunis eroberte, wurden die Wiedertäufer aus Münster vertrieben, Lima von Pizarro ^gründet, und Chili in Südamerika von Almagro entdeckt. Auch 'Hude der Rauchtabak in Europa bekannt, der znerst von einem spcinv )cn Mönche auf der Insel St. Domingo in der Provinz Tabaco Wunden worden war. Der Franzose Johann Nicot, welcher als Gesandter am portugiesischen Hofe diese Pflanze gesehen hatte, überreichte Ue bei seiner Ankunft in Frankreich 1535 der Königin, wovon sie den ‘ftmen Nicotiana und Königskraut erhielt. Von den Körben, latein. ^nistra, in welchen der Tabak verschickt wurde, bekam' dieser den Namen n ct st c r.
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Extrahierte Personennamen: Franz_I. Karl Karl Franz Franz Karl Karl Karl_Tunis Karl Pizarro Johann_Nicot Johann
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ungarn Deutschland Deutschland Frankreich Mailand Afrika Frankreich Marseille Lima Südamerika Europa Frankreich
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7. Handel. (Ausfuhr von Kaviar, Getreide, Hanf, Wolle, Leder
und Häuten, Pelzwaren, Metallen.)
Vergleich.
a.
3ifl: Wir vergleichen heute Rußland und Spanien mit-
einander.
Dies kann geschehen in Bezug auf:
1. Lage.
a. Beide Länder sind Grenzländer, und zwar bildet Rußland
den äußersten Osten, Spanien (und Portugal) den äußersten Westen
unseres Erdteils.)
b. Beide Länder grenzen im Süden an ein Binnenmeer,
dessen Ausgang sie nicht besitzen. Gibraltar befindet sich in den
Händen der Engländer, Konstantinopel in dem Besitze der Türken.
2. Bevölkerungsdichte.
Beide Länder haben eine geringe Bevölkerungsdichte. In Spanien
kommen nur 34, in Rußland sogar nur 18 Einwohner auf 1 qkm.
(In Sachsen dagegen!)
3. Bodenbeschaffenheit.
a. Beide Länder besitzen Randgebirge. (Ural, Kaukasus,
Jailagebirge — cantabrisches Randgebirge, Pyrenäen, Gebirge von
Granada.)
b. Beide Länder haben im Inneren Erhebungen. (Waldai-
höhe, Bergufer der Wolga — Scheidegebirge.)
Doch ist das Innere Rußlands Tiefebene, das Innere Spaniens
dagegen meist Hochebene.
4. Bewässerung.
a. Beide Länder haben große Ströme aufzuweisen, doch haben
die Flüsse Spaniens mit Ausnahme des Ebros alle eine entschieden West-
liche Richtung, während die Flüsse Rußlauds sich vom Innern aus
strahlenförmig über das Land verbreiten. Außerdem ist hervorzuheben,
daß die spanischen Flüsse wasserärmer und nicht so zur Schisfahrt geeignet
sind, wie die russischen Ströme.
b. Rußland ist reich, Spanien arm an großen Seen.
5. Klima.
Beide Länder haben Kontinentalklima, doch liegt das bei Spanien
daran, daß die Randgebirge den Seewinden den Eingang versperren,
während es in Rußland daher kommt, daß das Innere zu weit von dem
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 163
Die Handelsverbindungen des Bundes erstreckten sich zunächst nach Ruß-
fand, und zwar nach dem Fürstentum Smolensk mit der am Dnjepr gelegenen
gleichnamigen Hauptstadt; dieses Reich vermittelte den Verkehr zwischen dem
Schwarzen Meere und dem Ostseegebiete. Gegen Leinen- und Wollwaren, Garne,
Metallarbeiten, Nadeln und Bier aus dem niedersächsisch-westsälischen Industrie-
bezirke sowie Salz und Rheinwein, wozu später auch flandrische Tuche und indische
Gewürze kamen, wurden russische Rohprodukte, wie Wachs, Pelzwerk, Talg, Felle,
Leder ?e., eingehandelt. Auch Dänemark, Schweden und Norwegen, ja selbst Eng-
land waren hinsichtlich des Absatzes ihrer Rohprodukte und des Ankaufs von In-
dustrieartikeln und orientalischen Waren damals in ganz ähnlicher Weise von den
deutschen Hansestädten abhängig; außerordentlich bedeutend waren namentlich die
Handelsbeziehungen der deutschen Hanseaten zu Dänemark, und später auch zu Nor-
wegen. In Flandern und Brabant bestand der hanseatische Verkehr darin, daß die
nordischen Rohprodukte, Südfrüchte, Wein, Farbstoffe, Getreide, Obst und asiatische
Produkte ein-, dagegen flandrische Tuche und Leinenstoffe ausgeführt wurden. —
Auch nach Frankreich, Portugal, Spanien machten die Hanseaten ihre Handelsfahrten.
Leider begannen sich schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts Spuren
des Verfalls der Hansa zu zeigen, und als die westeuropäischen Länder ihren
großartigen Kolonialbesitz erwarben und sich zu mächtigen Handelsstaaten ent-
wickelten, war die Blüte des Bundes dahin.
Die wichtige Niederlassung der Hansa in Nowgorod wurde damals zerstört,
so daß der Handel mit Rußland durch Livland (über Reval) gehen mußte; in Eng-
land erstarkte der selbständige Handel, die holländischen Städte sagten sich vom
Bunde los und traten selbständig in der Ostsee auf.
Während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden Macht und Einfluß
der Hansa überall weiter untergraben, auch lockerte sich mehr und mehr das Band,
das die Glieder derselben bisher umschlossen hatte. So suchten sich die livländifchen
Städte in den ausschließlichen Besitz des russischen, die preußischen in denjenigen
des polnischen Handels zu setzen, und außerdem wuchs in diesen Gegenden die Mit-
bewerbnng der Engländer und Holländer. Als dann gegen Mitte des 16. Jahr-
Hunderts die Hansa trotz der Hilfe der Dänen keinen sonderlichen Erfolg gegen
Schweden zu erringen vermochte, ging auch die deutsche Handelsherrschaft in den
skandinavischen Reichen größtenteils verloren. Am Ende des 16. Jahrhunderts führte
die Ausschließung der englischen Konkurrenz in den deutschen Städten sogar die
Bertreibung der deutschen Kaufleute aus England durch die Königin Elisabeth
herbei. In den spanischen Niederlanden hatten sich die Hanseaten am längsten zu
Antwerpen behauptet; da aber diese Stadt sank und an ihrer Stelle das hollän-
dische Amsterdam emporstieg, hörte auch in dem erwähnten Gebiete das deutsche
Monopol auf. — Für alle diese großen Verluste fand sich gar kein Ersatz, denn
als die westeuropäischen Staaten infolge der Entdeckungen ihrer Seefahrer über-
seeische Kolonien erwarben, nahmen die Hansestädte an diesen Bestrebungen nicht
teil, sondern suchten nur noch einen regeren Verkehr nach Frankreich, Spanien und
Portugal zu unterhalten, wohin sie nordische Erzeugnisse einführten, um südliche
Produkte zu erhandeln. Unterdessen hörten zugleich die Warenzüge nach Venedig
und Genua auf, und die süddeutschen Städte verloren ihre frühere Bedeutung, ihren
blühenden Wohlstand, ihre rege Industrie.
Diesen allgemeinen Verfall steigerten noch manche andre Verhältnisse, nämlich
das Anwachsen der Fürstenmacht, welcher die städtischen Freiheiten erlagen, die kon-
fessionellen Streitigkeiten und die Kriege, vor allem der Dreißigjährige, welcher
Deutschland zum Tummelplatze aller möglichen Kriegsbanden machte. Recht be-
zeichnend für die völlige Umgestaltung der Verhältnisse ist es, daß die nordischen
Staaten, welche früher von den Hansestädten beeinflußt worden waren, die Russen,
Polen, Dänen und Schweden, sich in den Besitz der deutschen Küsten an Nord-
und Ostsee setzten.
Nur Hamburg, Lübeck und Bremen bewahrten sich in der traurigen Zeit
des Verfalls ihre Selbständigkeit und einen gewissen Glanz, wie denn auch
Ii*
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Ortsnamen: Smolensk Schweden Norwegen Flandern Brabant Frankreich Portugal Spanien Nowgorod Livland Ostsee England Amsterdam Frankreich Spanien Portugal Venedig Genua Deutschland Polen Schweden Ostsee Hamburg Bremen